Forschungen zur Schleiereule

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ernst
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 Das Entkommen wollen wir deshalb verhindern, weil wir ja schließlich sehen wollen, ob die Eule schon einen Ring hat. Hat sie einen, dann ist es meistens eine, die wir selbst beringt haben. Dann wissen wir, wer sie ist und woher sie kommt. Gelegentlich ist mal eine dabei, die wir nicht selbst beringt haben, die also von außerhalb kam. Einmal haben wir einen Eulenmann gefangen, der aus dem Schweizer Jura stammte. Das war Karli. So haben wir den benannt. Alle brütenden Eulen haben Namen. Das hilft uns, die einzelnen Eulen auseinander zu halten. Die Ringnummern wären dazu viel zu unpraktisch. Schreibt man „Karli“ auf, dann gibt es keinen Zahlendreher wie bei 483429. Und wer kann schon solche Zahlen behalten, die aus Serien stammen und daher alle so ähnlich sind? Das Entkommen wollen wir deshalb verhindern, weil wir ja schließlich sehen wollen, ob die Eule schon einen Ring hat. Hat sie einen, dann ist es meistens eine, die wir selbst beringt haben. Dann wissen wir, wer sie ist und woher sie kommt. Gelegentlich ist mal eine dabei, die wir nicht selbst beringt haben, die also von außerhalb kam. Einmal haben wir einen Eulenmann gefangen, der aus dem Schweizer Jura stammte. Das war Karli. So haben wir den benannt. Alle brütenden Eulen haben Namen. Das hilft uns, die einzelnen Eulen auseinander zu halten. Die Ringnummern wären dazu viel zu unpraktisch. Schreibt man „Karli“ auf, dann gibt es keinen Zahlendreher wie bei 483429. Und wer kann schon solche Zahlen behalten, die aus Serien stammen und daher alle so ähnlich sind?
  
-Unser Verfahren sieht so aus: Jede Eule erhält einen „Familiennamen“. Das ist der des Hauses, in dem sie gefangen wurde. Bei Kirchen nehmen wir meist den Namen der Küsterin. Eulen, die brüten, erhalten noch einen Vornamen. Wir machen das nicht bei allen Eulen, weil es so viele Namen gar nicht gibt. Und dann vergeben wir die Namen noch jahrweise nach dem Alphabet. Das machen z.B. auch Hundezüchter so. Wenn wir einen unserer Jungvögel später als Brutvogel wiederfinden, erhält er zu seinem „Geburtsnamen“ noch einen „Brutnamen“, wieder nach dem Namen des Hauses. Bisher hat es keinen Fall gegeben, dass einer unserer Jungvögel in seinem Geburtshaus gebrütet hat. Diese Doppelnamen führten zu interessanten Namen, weil ein Hausname „Prinz“ ist, als zu Umberto Prinz-Jörges oder sogar zu Jörg Prinz-von Seelen.+Unser Verfahren sieht so aus: Jede Eule erhält einen „Familiennamen“. Das ist der des Hauses, in dem sie gefangen wurde. Bei Kirchen nehmen wir meist den Namen der Küsterin. Eulen, die brüten, erhalten noch einen Vornamen. Wir machen das nicht bei allen Eulen, weil es so viele Namen gar nicht gibt. Und dann vergeben wir die Namen noch jahrweise nach dem Alphabet. Das machen z.B. auch Hundezüchter so. Wenn wir einen unserer Jungvögel später als Brutvogel wiederfinden, erhält er zu seinem „Geburtsnamen“ noch einen „Brutnamen“, wieder nach dem Namen des Hauses. Bisher hat es keinen Fall gegeben, dass einer unserer Jungvögel in seinem Geburtshaus gebrütet hat. Diese Doppelnamen führten zu interessanten Namen, weil ein Hausname „Prinz“ ist, als zu "Umberto Prinz-Jörgesoder sogar zu "Jörg Prinz-von Seelen".
  
 Kommen wir wieder zurück zu den Kontrollen der Eulenkästen, bei denen wir das Einflugloch verschlossen haben. Ist in dem Kasten tatsächlich eine Brut, so ist in den ersten beiden Monaten immer das Weibchen da. Hat sie einen Ring, so schreiben wir die Nummer auf, hat sie keinen, „spendieren“ wir ihr einen. Der Ring wird am federfreien Teil eines Beines angelegt. Auch wenn es keine weitere Bedeutung hat, bei uns ist in den geraden Jahren das rechte und in den ungeraden das linke Bein dran. Manchmal ist auch das zugehörige Männchen da. Die Prozedur ist die gleiche. Kommen wir wieder zurück zu den Kontrollen der Eulenkästen, bei denen wir das Einflugloch verschlossen haben. Ist in dem Kasten tatsächlich eine Brut, so ist in den ersten beiden Monaten immer das Weibchen da. Hat sie einen Ring, so schreiben wir die Nummer auf, hat sie keinen, „spendieren“ wir ihr einen. Der Ring wird am federfreien Teil eines Beines angelegt. Auch wenn es keine weitere Bedeutung hat, bei uns ist in den geraden Jahren das rechte und in den ungeraden das linke Bein dran. Manchmal ist auch das zugehörige Männchen da. Die Prozedur ist die gleiche.
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-Wie aber wissen wir, wer er und wer sie ist? Bei Eulen brüten, wie wir schon sagten, ausschließlich die Weibchen. Wenn also nur eine Eule bei der Brut ist, so ist das garantiert sie. Sind beide Eltern da, müssen wir genauer hinschauen, weil sie sich rein äußerlich nicht sicher genug unterscheiden. Auch beim Gewicht ist die Unterscheidung nicht ganz sicher möglich. Die Gewichte überschneiden sich. Übrigens sind die Weibchen etwas größer und schwerer als die Männchen. Auch das hilft uns bei der Unterscheidung. Zum Wiegen kommen die Eulen in einen Stoffbeutel und werden mit einer Federwaage gewogen. Aber das sicherste Merkmal ist immer, dass die Weibchen auf der Bauchseite eine Brutfleck haben, eine Fläche von der Größe der Handfläche eines Kindes von sechs Jahren etwa. Das ist eine stark durchblutete Hautpartie, mit der die Eule die Eier wärmt, genau so wie bei fast allen Vögeln, auch Haushühnern. Nach dieser Prozedur setzen wir die Eulen wieder in den Kasten, das Weibchen direkt auf die Eier oder die Jungen. Das beruhigt sie und fast alle Eulenmütter bleiben gleich dort und brüten oder hudern unbeirrt weiter. Überhaupt sind die meisten Schleiereulen recht friedfertige Vögel, jedenfalls uns gegenüber. Sie beißen auch nicht, auch wenn ihr Schnabel dazu gut geeignet wäre. Nur vor ihren Krallen nehmen wir uns in acht.+Wie aber wissen wir, wer er und wer sie ist? Bei Eulen brüten, wie wir schon sagten, ausschließlich die Weibchen. Wenn also nur eine Eule bei der Brut ist, so ist das garantiert sie. Sind beide Eltern da, müssen wir genauer hinschauen, weil sie sich rein äußerlich nicht sicher genug unterscheiden. Auch beim Gewicht ist die Unterscheidung nicht ganz sicher möglich. Die Gewichte überschneiden sich. Übrigens sind die Weibchen etwas größer und schwerer als die Männchen. Auch das hilft uns bei der Unterscheidung. Zum Wiegen kommen die Eulen in einen Stoffbeutel und werden mit einer Federwaage gewogen. Aber das sicherste Merkmal ist immer, dass die Weibchen auf der Bauchseite einen Brutfleck haben, eine Fläche von der Größe der Handfläche eines Kindes von sechs Jahren etwa. Das ist eine stark durchblutete Hautpartie, mit der die Eule die Eier wärmt, genau so wie bei fast allen Vögeln, auch Haushühnern. Nach dieser Prozedur setzen wir die Eulen wieder in den Kasten, das Weibchen direkt auf die Eier oder die Jungen. Das beruhigt sie und fast alle Eulenmütter bleiben gleich dort und brüten oder hudern unbeirrt weiter. Überhaupt sind die meisten Schleiereulen recht friedfertige Vögel, jedenfalls uns gegenüber. Sie beißen auch nicht, auch wenn ihr Schnabel dazu gut geeignet wäre. Nur vor ihren Krallen nehmen wir uns in acht.
  
-Ist das Männchen nicht da, so bedeutet das für uns Nachtarbeit. Schleiereulen fliegen nur nachts herum. Das Männchen, das ja die Familie versorgen muss, kommt erst, wenn es völlig dunkel ist und vorher muss er erst eine Maus fangen. Warum sollte er nach hause kommen, wenn er keine Maus mitbringt? Also kommt unsere Chance, ihn zu fangen, erst, wenn es völlig dunkel ist. Und das Fangen geht so, dass wir eine Falltür in den Eingang bauen, die er über einen Stolperfaden auslöst, wenn er dann mit einer Maus zur Fütterung seiner Familie ankommt. Auch wenn die meisten Weibchen gleich weiterbrüten, verlassen wir uns nicht ganz auf ihre Toleranz. Über sie und über ihre Brut stülpen wir einen Fahrradkorb. Den kann sie, selbst wenn sie wollte, nicht verlassen und eventuell unsere Falle auslösen.+Ist das Männchen nicht da, so bedeutet das für uns Nachtarbeit. Schleiereulen fliegen nur nachts herum. Das Männchen, das ja die Familie versorgen muss, kommt erst, wenn es völlig dunkel ist und vorher muss er erst eine Maus fangen. Warum sollte er nach hause kommen, wenn er keine Maus mitbringt? Also kommt unsere Chance, ihn zu fangen, erst, wenn es völlig dunkel ist. Und das Fangen geht so, dass wir eine Falltür in den Eingang des Nistkastens bauen, die er über einen Stolperfaden auslöst, wenn er dann mit einer Maus zur Fütterung seiner Familie ankommt. Auch wenn die meisten Weibchen gleich weiterbrüten, verlassen wir uns nicht ganz auf ihre Toleranz. Über sie und über ihre Brut stülpen wir einen Fahrradkorb. Den kann sie, selbst wenn sie wollte, nicht verlassen und eventuell unsere Falle auslösen.
  
-Dann warten wir im Auto nicht weit weg, so dass wir den Nistkasteneingang unter Kontrolle haben. Das Männchen kommt dann irgendwann. Manchmal kann das ganz schnell sein, kaum dass es wirklich dunkel ist, manchmal aber auch nach sehr langer Warterei. Manche Männchen fliegen ohne zu zögern direkt in den Kasten und wir hören mit Erleichterung das Zuschlagen der Falltür. Andere aber sind misstrauisch. Sie kommen vorsichtig herangeflogen, prüfen die Lage und fliegen vorbei. Das Spiel kann sich mehrfach wiederholen. Für unsere Nerven ist das eine ganz schöne Anspannung. Und dann gibt es gelegentlich einen Eulerich, der dann immer noch nicht in die Falle geht. Nicht nur einmal haben wir erlebt, dass er sich irgendwo auf das Dach setzt und abwartet, wieder wegfliegt und dann wieder auf dem Dach sitzt. Es kommt vor, dass solch ein misstrauisches Männchen dann zu uns herüberschaut und weiterwartet. Wir hatten gelegentlich den Eindruck, als kenne er unser Auto und wisse, was da läuft. Ganz abwegig ist das nicht. Zum Test, aber auch, weil wir die Warterei leid waren, sind wir weggefahren und nach längerer Paus zurückgekehrt. Er war drin. Der Hausbewohner hatte sich aus seiner Stube unsere Warterei vorher schon angeschaut. Uns sagte er dann: „Ihr wart noch nicht vom Hof, da kam er an und flog sofort in den Kasten.“ Natürlich waren wir froh, dass er drin war. Von der Vorstellung, dass manch eine Eule unser Auto kennt, waren wir eher nicht begeistert.+Dann warten wir im Auto nicht weit weg, so dass wir den Nistkasteneingang unter Kontrolle haben. Das Männchen kommt dann irgendwann. Manchmal kann das ganz schnell sein, kaum dass es wirklich dunkel ist, manchmal aber auch nach sehr langer Warterei. Manche Männchen fliegen ohne zu zögern direkt in den Kasten und wir hören mit Erleichterung das Zuschlagen der Falltür. Andere aber sind misstrauisch. Sie kommen vorsichtig herangeflogen, prüfen die Lage und fliegen vorbei. Das Spiel kann sich mehrfach wiederholen. Für unsere Nerven ist das eine ganz schöne Anspannung. Und dann gibt es gelegentlich einen Eulerich, der dann immer noch nicht in die Falle geht. Nicht nur einmal haben wir erlebt, dass er sich irgendwo auf das Dach setzt und abwartet, wieder wegfliegt und dann wieder auf dem Dach sitzt. Es kommt vor, dass solch ein misstrauisches Männchen dann zu uns herüberschaut und weiterwartet. Wir hatten gelegentlich den Eindruck, als kenne er unser Auto und wisse, was da läuft. Ganz abwegig ist das nicht. Zum Test, aber auch, weil wir die Warterei leid waren, sind wir bei einer Gelgenheit weggefahren und nach längerer Pause zurückgekehrt. Er war drin. Der Hausbewohner hatte sich aus seiner Stube unsere Warterei vorher schon angeschaut. Uns sagte er dann: „Ihr wart noch nicht vom Hof, da kam er an und flog sofort in den Kasten.“ Natürlich waren wir froh, dass er drin war. Von der Vorstellung, dass manch eine Eule unser Auto kennt, waren wir eher nicht begeistert.
  
 [{{ :de:soeren-p5310021.jpg?240|Der Eulenmann Sören ist gerade beringt worden und wartet darauf, wieder freigelassen zu werden}}] [{{ :de:soeren-p5310021.jpg?240|Der Eulenmann Sören ist gerade beringt worden und wartet darauf, wieder freigelassen zu werden}}]
Zuletzt geändert:: 2021/12/05 01:48
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