Start
Über uns
About us
Hintergrund
Wie alles begann
Veröffentlichungen
papers (English)
Kontakt:
Dr. Ernst Kniprath
Sievershäuser Oberdorf 9
D 37574 Einbeck
Nicht für alle ist die Sprache wissenschaftlicher Arbeiten sofort verständlich. Wir bringen daher hier – überall wo es uns notwendig erscheint – eine kurze „Übersetzung“. Grau hinterlegt ist eine Einführung in das Thema (sofern der Titel der Arbeit nicht schon alles sagt), dann kommt das exakte Zitat der Arbeit, dann der Inhalt der Arbeit in Kurzfassung. Wer die jeweilige Arbeit im Original lesen will, der findet sie per Klick auf die darunter angegebene Adresse. Damit man nicht immer bis ans Ende gehen muss um zu sehen, ob es etwas Neues gibt, ist hier die **zeitlich umgekehrte Reihenfolge** gewählt. Wer mehr Interesse an der Entwicklung unserer Arbeit hat, muss diese Zusammenstellung von unten nach oben durchgehen.
Für die Schleiereule hatten wir eine Konzentration der Bruten im zentralen Bereich der Ilme-Senke festgestellt. Wir diskutieren, ob die für das Gebiet ebenfalls festgestellte Abnahme der Schleiereulenbruten, zusammen mit dem Absinken der Lebensdauer der Eulen selbst und dem Anstieg von deren Sterblichkeit in einem Zusammenhang mit der Zunahme der Uhubruten in den vergangenen 25 Jahren steht.
KNIPRATH E & STIER-KNIPRATH S 2017: Zum Einfluss des Uhus Bubo bubo auf eine Schleiereulenpopulation Tyto alba am Mittelgebirgsrand. Eulen-Rundblick 67: 78-79
kniprath_uhu_und_schleiereule.pdf
Inhalt:
Schleiereulen beginnen mit der Bebrütung ihrer Eier - anders als die meisten anderen Vogelarten - mit dem ersten Ei. So schlüpfen die Eulenküken auch im Abstand von zwei Tagen und sind während der Nestlingszeit viele Wochen lang unterschiedlich groß. Das kann schon dann für ihre Versorgung mit Futter und eventuell auch für ihr späteres Leben durchaus Folgen haben. Wir haben untersucht welche.
KNIPRATH E & STIER-KNIPRATH S 2017: Schleiereule Tyto alba: Einfluss der Geschwisterposition auf Überleben und Ansiedlungserfolg der Jungeulen. Eulen-Rundblick 67: 47-52
kniprath_geschwisterposition_schleiereule.pdf
Inhalt:
Die Anzahl der Eier in einem Gelege im Verhältnis zur Zahl der beteiligten Elternvögel wird als Fertilität(Fruchtbarkeit) bezeichnet. Natalität bedeutet dann, wieviele der geschlüpften Jungvögel später in der Population als Brutvögel auftreten. Manche Populationen sind so fruchtbar, dass sie Quelle (engl.: source) für andere Populationen sein können. Die Umkehrung bedeutet, dass eine Population so wenig Nachwuchs erzeugt, dass sie auf Zuzug angewiesen ist, sie ist eine Schwinden-Population (sink). Die Frage war: Wie verhält es sich damit in unserer Region?
KNIPRATH E 2017: Fertilität, Natalität, Immigration und das source-sink-Problem bei Populationen der Schleiereule Tyto alba. Eulen-Rundblick 67: 47-52
kniprath_fertilitaet.pdf
Inhalt:
Normalerweise will man wissen: Wo sind „unsere“ Eulen geblieben? Neu ist dagegen die Frage: „Wo kommen sie her?“
KNIPRATH E 2016: Das Konvenial als umgekehrte Betrachtung des Dispersals – oder: Woher kommen die Schleiereulen Tyto alba, die im norddeutschen Tiefland leben? Vogelwarte 54: 15-26
Inhalt: In Analogie zum Begriff „Dispersal“ für die Zerstreuungswanderung der Schleiereulen wird für die Wanderung, die zu einer lokalen Population führt, der Begriff „Konvenial“ eingeführt. Entgegen der Erwartung, aus den vielen Wiederfunden beringter Schleiereulen ließe sich ein eindeutiger Trend der Herkunftsrichtung ermitteln, gab es nur eine schwache Betonung der Richtung Ost mit steigender Tendenz bei den größer werdenden Herkunftsentfernungen. Hinzu kommt, dass aus Richtund Nord, der Richtung von Nord- und Ostsee und auch der der nördlichen Verbreitungsgrenze, erwartungsgemäß nur wenig Zuwanderung erfolgte.
Vor ein paar Jahren stand in einer Arbeit aus der Schweiz zu lesen, der Bruterfolg der Schleiereulen sei mit der Unterseitenfärbung der Vögel verknüpft. Da wir bei unseren Eulen immer festgehalten hatten, welche Färbung die Unterseite hatte, wollten wir wissen, wie das denn bei unseren Eulen ist.
KNIPRATH E 2016: Schleiereule Tyto alba: Unterseitenfärbung und Bruterfolg. Eulen-Rundblick 66: 86-87}} eulen-rundblick_66_kniprath_federfarbe_und_bruterfolg.pdf
Inhalt: Die Veränderung von 1997-2010 in der Zusammensetzung einer Schleiereulen-Population in Südniedersachsen nach der Unterseitenfärbung wird beschrieben. Die Ergebnisse scheinen eher die Annahme von VOUS (1950) zu bestätigen, es handle sich um eine Mischpopulation, als die von ROULIN u. a. (2001), dass es einen Umwelteinfluss auf die genetisch fixierte Färbung gäbe. Eine Korrelation des Bruterfolges mit der Unterseitenfärbung konnte nicht belegt werden.
Geburt, Tod, Einwanderung und Auswanderung sind die Vorgänge, von denen die Größe einer Population abhängt. Hier ist der Verlust einmal unserer örtlichen Schleiereulenpopulation Thema, dann aber auch, wie sich die Verluste durch Tod bei der Population im Arbeitsgebiet der Vogelwarte Helgoland nach den Ringwiederfunden darstellt.
KNIPRATH E 2016: Zur Mortalität norddeutscher Schleiereulen Tyto alba. Eulen-Rundblick 66: 73-85
eulen-rundblick_66_kniprath_mortalitaet.pdf
Inhalt: Für die Eier bis zum Schlupf errechnete sich eine mittlere Mortalitätsrate von 0,16 mit über die Jahre der Untersuchung fallender Tendenz, für die Nestlinge bis zum Ausfliegen von 0,23 mit steigender Tendenz. Letztere war umgekehrt mit der jährlichen Anzahl Bruten korreliert, ebenso mit der Zahl der Bruten im jeweils darauffolgenden Jahr. Um nicht die Brutzeiten der Eulen jeweils auf zwei Lebensjahre aufteilen zu müssen, werden hier die Lebensjahre der Eulen neu definiert: Sie beginnen mit dem Beginn der Brutzeit, in Mitteleuropa Anfang März (hier: 1. März). Sie enthalten daher eine geschlossene Brutzeit, in manchen Jahren noch die Zeit der Zweitbrut, und eine anschließende Überwinterung. Zwangsläufig gilt das dann auch für die Jungeulen. Deren erstes Lebensjahr endet somit am 29. Februar und umfasst immer weniger als 12 Monate. Um es auch nomenklatorisch vom Lebensjahr der adulten Eulen abzugrenzen, wird hier der Begriff Jugendjahr eingeführt. Es umfasst biologisch die Wochen des Aufwachsens, das Flügge-Werden, das Selbständig-Werden, das Dispersal und die erste Überwinterung. Die durchschnittliche Mortalität der Jungeulen bis zum Ende des Jugendjahres (29.Februar) liegt mit 0,42 in derselben Größenordnung wie die der Alteulen von August bis Ende Februar mit 0,45. Erst mit Beginn der Brutperiode steigt sie deutlich an, bei Alteulen wie bei Jungeulen, bei letzteren stärker. Bei beiden, Jung- wie Alteulen fiel sie deutlich über die Jahre der Untersuchung. Die Mortalitätsrate schwankte über die Jahre, stieg in der lokalen Population bis ca. 2004 stetig an, veränderte sich bis 2007 nicht mehr und stieg seither wieder verstärkt an. In den Daten der Vogelwarte ist im Gegenteil bis 2001 eine Reduktion der Mortalitätsrate sichtbar. Die Mortalitätsrate der Kohorten (Jahrgänge) stieg in der lokalen Population über die Jahre deutlich an, dementsprechend reduzierte sich die Lebensdauer der Kohorten. In den Daten der Vogelwarte ist ein Abfall bis zur Mitte der 90er Jahre sichtbar mit danach erneutem Anstieg. Dementsprechend ist Entwicklung der Lebensdauer der Kohorten: zuerst Anstieg, dann Abfall. Die Mortalitätsrate nach Lebensjahren fiel in der lokalen Population bis zum vierten Lebensjahr deutlich ab und blieb dann in etwa konstant. Ganz anders verlief die Entwicklung nach den Daten der Vogelwarte: Trotz sehr starker Streuung zeigt sich eine stetige Reduktion. Die Mortalitätsrate eines Jahres beeinflusste die Populationsgröße des folgenden Jahres sowohl in der lokalen Population als auch nach den Daten der Vogelwarte. Im Jahresverlauf fiel die Mortalitätsrate in den Daten der Vogelwarte bis zum April, stieg dann bis Juni stark an, fiel zum Juli bis unter den Wert des April, sank weiter bis Oktober und stieg dann erneut bis Februar an. Dieses Muster wiederholte sich bis zum vierten Lebensjahr der Eulen, jedoch mit stetig geringerer Amplitude. Bei einigen dieser Entwicklungen ist der Einfluss von Nistkastenaktionen für die Schleiereule erkennbar.
Nach dem Zusammenbruch in den Vorjahren war unsere Schleiereulenpopulation so klein, dass wir uns mit Einzelschicksalen befassen konnten.
KNIPRATH E & STIER-KNIPRATH S 2015: Schleiereule Tyto alba 2014: Von Zweitbruten, Partnerschaften und Helferinnen.
Eulen-Rundblick 65: 55-56
zweitbruten_partnerschaften_und_helferinnen.pdf
Gelegentlich sind wir mit dem, was zur Biologie der Schleiereule veröffentlicht wurde, nicht einverstanden.
Kniprath E 2014: zu: [Meyer W 2013: Nisthilfen für Eulen – wer hat den Nutzen? Eine kritische Betrachtung auf der Grundlage eigener Untersuchungen und einer Literaturauswertung. Eulen-Rundblick 63: 23.]
Eulen-Rundblick 64: 83-84
5.2_meyer_20140312.pdf
Inhalt: Der Autor W. Meyer hatte geschrieben, dass wie bei anderen Eulenarten auch, Nistkästen für Schleiereulen eine ökologische Falle darstellen. Dem wird widersprochen und darauf hingewiesen, dass erst die Nistkästen den schon fast erloschenen Bestand der Schleiereule wieder nach oben gebracht haben.
Kniprath E 2014: zu: [Kaatz G 2013: Die Dohle Corvus monedula – Nistplatz- und Nahrungskonkurrent von Schleiereule Tyto alba und Steinkauz Athene noctua und mutmaßlicher Prädator des Steinkauzes. Eulen-Rundblick 63: 23-24.] Eulen-Rundblick 64: 82
5.1_kniprath_kontrovers_kaatz.pdf
Inhalt: Der Autor hatte angegeben, ein einmal von Dohlen besiedelter Schleiereulennistkasten sei für Schleiereulen nicht mehr verwendbar. Dem wird mit Fotos widersprochen.
Fünfzehn Jahre lang hatten wir im nördlichen Teil des Landkreises Northeim alle in den Nistkästen brütenden Schleiereulen und auch ihre Jungen beringt.
Kniprath E, Stier-Kniprath S 2014: Schleiereule Tyto alba: Eigenschaften und Bruterfolg einer zweiten niedersächsischen Population. Eulen-Rundblick 64: 42-69
eigenschaften_und_bruterfolg.pdf
Inhalt: Hier wird bis in Einzelheiten dargestellt, was wir durch die Beringung zur Brutbiologie und auch zur Populationsbiologie der Schleiereulen herausgefunden haben.
Wurden in der Vergangenheit Nistkästen für Schleiereulen angebracht, so stieg der Bestand überall deutlich an. Der Effekt lässt jedoch irgendwann nach.
Kniprath E 2014: Was lässt sich aus den Bestandszahlen einzelner Untersuchungsgebiete zur Entwicklung des Schleiereulenbestandes ableiten? Eulen-Rundblick 64: 12-15
36_was_laesst_sich_ableiten.pdf
Inhalt: Will man wissen, wie sich der Bestand ohne den Einfluss der Nistkastenaktionen verändert hat, muss man diesen heraus rechnen. Dabei kam bei allen Untersuchungsgebieten heraus, dass der Bestand überall deutlich zurückgeht.
Ein Ausflug in die Brutbiologie der Uhus...
Kniprath E, Stier-Kniprath S, Geidel C & Schneider A 2013: Zu Nestzeigeaktivitäten des Uhus Bubo bubo im Herbst. Eulen-Rundblick 63: 73
nestzeigeaktivitaet.pdf
Schleiereulen werden seit mehreren Jahrzehnten durch Nistkästen unterstützt. Jetzt war eine Überprüfung fällig, ob das noch notwendig ist.
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2013: Benötigen Schleiereulen noch Unterstützung durch Nistkastenaktionen? Eulen-Rundblick 63: 14-15
benoetigen_schleiereulen.pdf
Inhalt: Die Antwort ist durchaus differenziert: Wenn alle Kirchtürme wieder für die Schleiereulen zugänglich wären, wären in Kirchen keine Nistkästen mehr notwendig. Die meisten Scheunen, die häufigsten Nistplätzen der Schleiereulen, sind heute meist total leergeräumt und bieten so keinen geeigneten Nistplatz mehr für Schleiereulen. Hier müssen noch Nistkästen installiert werden.
Ob Eulen immer monogam sind oder manchmal auch nicht – in der Literatur steht durchaus Widersprüchliches. Und auch bei den Begriffen gibt es Uneinigkeit bei den Autoren:
Kniprath E 2012: „Polygamie“ bei Eulen – ein Versuch, nach der Literatur die Begriffe im Umfeld der Partnerschaften zu ordnen. Eulen-Rundblick 62: 123-127
eulen-rundblick_5-1.pdf
Bei den Beringungszentralen – für uns zuständig ist die Vogelwarte Helgoland in Wilhelmshaven – werden alle Daten von beringten Vögeln gesammelt. Sie stehen dann jedem zur Verfügung, der auswerten kann und will, was darin an Information über die Biologie der Vögel enthalten ist. Die Beringungsdaten zu Schleiereulen bis 2008 hat uns die Vogelwarte schon 2009 übermittelt. Die Analyse wurde in zwei Teilen durchgeführt.
Kniprath E 2012: Die Wanderung nestjung beringter norddeutscher Schleiereulen nach dem Material der Vogelwarte Helgoland – Teil 1. Eulen-Rundblick 62: 101-110
wanderungen_teil_1.pdf
Inhalt: Dieser Teil der Auswertung der Ringwiederfunde befasst sich in größerem Maßstab mit den Wanderungen der Jungeulen, nachdem sie selbstständig geworden sind. Für die drei Teilgebiete westliches, mittleres und nördliches Tiefland wird dargestellt, in welche Richtung sie abgewandert sind, welche Entfernungen sie zurückgelegt haben und in welchem Zeitraum diese Wanderung stattgefunden hat. Es ließen sich auch Aussagen über besondere Hindernisse bei den Wanderungen machen.
Kniprath E 2012: Die Wanderung nestjung beringter, norddeutscher Schleiereulen Tyto alba nach dem Material der Vogelwarte Helgoland – Teil 2. Eulen-Rundblick 63: 30-46
wanderung_nestjung_beringter_schleiereulen.pdf
Inhalt: Hier folgt die genauere Analyse des Abwanderungsverhaltens der jungen Eulen nach 21 kleineren Regionen.
Für Eulenfreunde und –freundinnen ist es hilfreich und auch beruhigend, wenn sie im Falle des Falles wissen, was sie tun können. Dr. M. Böttcher ist Veterinärmediziner und daher für diesen Artikel genau der Richtige.
Böttcher M & Kniprath E 2012: Eule gefunden: lebendig – krank – tot. Eulen-Rundblick 62: 47-49
eulen-rundblick_3-1.pdf
Inhalt: Die verschiedenen Fundsituationen werden dargestellt und dann erläutert, was zu tun und zu lassen ist.
Die nächsten drei Arbeiten befassen sich mit einzelnen Facetten der Beringungs- arbeit und der Auswertung der einschlägigen Daten.
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2012: Was hat die Beringung bei der Schleiereule an Ergebnissen gebracht, die anders nicht zu erreichen waren? Eulen-Rundblick 62
was_hat_beringung.pdf
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2012: Die Nachteile der Beringung für die Schleiereulen. Eulen-Rundblick 62
nachteil_beringung.pdf
Kniprath E 2012: Welchen Einfluss haben Beringungszentralen, Eulenschützer und Beringer auf die Wiederfunddaten? Eulen-Rundblick 62
welchen_einfluss.pdf
Im Jahr 2010 gab es nicht allzu viele Schleiereulenpaare, aber die haben uns einige Überraschungen gebracht:
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2011: Umstände des Partnerwechsels für eine Zweitbrut bei der Schleiereule Tyto alba. Vogelwarte 49: 75-77
umstaende_partnerwechsel.pdf
Inhalt: Schleiereulen-♀ prüfen offensichtlich regelmäßig vor der Entscheidung für eine Zweitbrut mit ihrem bisherigen ♂, ob es eine bessere Alternative gibt. Sie können sich dann für oder gegen eine neue Partnerschaft entscheiden. Scheidungszweitbruten können auch sehr dicht beim ersten Brutplatz des ♀ stattfinden (ca. 40 m Abstand). Das neue ♂ einer Scheidungszweitbrut folgt gelegentlich seinem ♀ in die Nähe von dessen Erstbrutplatz. Die aktive Rolle des ♀ bei der Initiierung einer Zweitbrut wird bestätigt.
Manchmal ist man überrascht, was im Datenmaterial zu einzelnen Sippengeschichten steckt, wenn man mal ganz genau hinschaut:
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2011: Schleiereule Tyto alba: drei Nestgeschwister und sieben Generationen. Eulen-Rundblick 61: 108
drei-schwester-sieben-generationen.pdf
Inhalt: Im Jahr 2010 fanden wir erstmals drei Geschwister aus einer Brut (Schwestern) als Brutvögel bei uns wieder. Bei der genauen Überprüfung, ob wir wenigstens den einen oder anderen ihrer Vorfahren kennen, stellten wir erfreut fest, dass wir in dieser Sippe einschließlich der Kinder der drei sieben Generationen persönlich kennen. Wir hatten sie alle beringt.
Schleiereulen sind grundsätzlich partnertreu. Wenn die Partner eines Paares überleben, bleiben sie auch über mehrere Jahre zusammen. Doch es gibt Ausnahmen und das unter verschiedenen Umständen. Unsere Beringungen haben dazu einige interessante Erkenntnisse gebracht:
Kniprath E 2011: Scheidung und Partnertreue bei der Schleiereule Tyto alba. Eulen-Rundblick 61: 76-86
scheidung_und_partnertreue.pdf
Inhalt: Bei 91 von insgesamt 502 festgestellten Bruten fanden wir, dass die Partner eines Brutpaares überlebten. In 78% davon blieben sie für die nächste Brut (im gleichen Jahr oder später) zusammen, der Rest trennte sich. Weil die Weibchen fast immer nach einer Scheidung den alten Brutplatz verließen (die Männchen taten das meist nicht), glauben wir, dass sie diejenigen sind, von denen die Scheidung ausgeht. Wir fanden keinen Hinweis dafür, dass ein geringer Bruterfolg der Anlass für die Scheidung war. Auch war die Häufigkeit von Scheidung nicht abhängig vom Alter der beteiligten Eulen. Für die Geschiedenen war es – ebenso wie für Verwitwete – kein Problem, einen neuen Partner zu finden. Den Abschluss der Arbeit bildet die Überlegung, dass auch Treue oder Scheidung in den Kreis der ständigen Entscheidung fällt „Soll ich bleiben, wo ich gerade bin, oder abwandern? Beides hat unterschiedliche Risiken für den weiteren Erfolg der Eulen. Scheidung jedenfalls erhöht den weiteren Erfolg nicht.
In der Literatur über Schleiereulen ist zu lesen, dass es von Zeit zu Zeit Jahre gibt, in denen die Jungen Eulen wesentlich weiter von ihrem Geburtsort weg wandern als üblich. Das wollten wir an dem vorhandenen Ringfundmaterial genauer prüfen:
Kniprath E & Stier S 2010: Wanderjahre bei der Schleiereule Tyto alba. Eulen-Rundblick 60: 85-86
e_-wanderjahre-seite_32-33.pdf
Inhalt: Diese besonderen „Wanderjahre“, wie sie U. Sauter 1956 genannt hat, gibt es offenbar nicht. Es gibt Jahre, in denen die Jungeulen weniger weit und solche, in denen sie ziemlich weit wandern, hauptsächlich aber Übergangsjahre zwischen diesen beiden Extremen.
Werden Schleiereulen tot gefunden, so ist selten eindeutig zu klären, woran sie gestorben sind. Hier war die Ursache eindeutig und auch noch Menschenwerk:
Kniprath E & Stier S 2010: Lüftungsrohr als Todesfalle für Schleiereulen. Eulen-Rundblick 60: 85
e_-wanderjahre-seite_32-33.pdf
Inhalt: Bei der Demontage eines Lüftungsrohres in einem Viehstall fanden sich sieben tote Schleiereulen. Alle waren in den Jahren davor im Dorf aufgewachsen.
Bei Eulenbruten passiert es immer wieder, dass ein oder mehr Junge – meist beginnend mit dem jüngsten – spurlos verschwinden. Da es nur ganz wenige direkte Beobachtungen gibt, wird eine solche geschildert. Wir haben dazu nicht Tag und Nacht im Kirchturm gesessen und beobachtet. Wir haben das im Internet gesehen. Dort waren die Videoaufnahmen von einer Brut in Israel (bei Tel Aviv) rund um die Uhr zu sehen:
Kniprath E & Stier S 2010: Schleiereule Tyto alba: Jungvogel an Geschwister verfüttert. Eulen-Rundblick 60: 66-68
d_-jungvogel-an-geschwister.pdf
Inhalt: Das jüngste von zu der Zeit noch sechs Küken war aus unbekannten Gründen sehr geschwächt, gab keinen Laut mehr von sich und bewegte sich nur noch minimal. Wohl deshalb erkannte es die Eulenmutter nicht mehr als ihr Kind. Sie hielt es für Futter und gab es in kleineren Stücken an das nächst ältere Geschwister. Dieses hatte mit Sicherheit keine Ahnung davon, dass es sein jüngeres Geschwister verzehrte.
Oft ist es sinnvoll oder gar notwendig zu wissen, was zu einem Thema schon bekannt ist. Man kann das in passenden Büchern nachlesen oder auch im Internet (z.B. bei Wikipedia). Bücher haben den Vorteil, dass sie meist von angesehenen Fachleuten geschrieben und vor dem Druck durch die Kontrolle anderer Fachleute gegangen sind. Sie haben den Nachteil, das meist alles sehr kompakt dargestellt ist. Im Internet weiß man selten, wie verlässlich die Angaben sind. Will man es nun ganz genau wissen, dann ist man gezwungen, die Originalarbeiten der Fachleute zu lesen. Sinnvollerweise schreibt man alles ganz genau auf, damit man das jederzeit wieder nachlesen kann. Damit hat man dann eine Literaturübersicht (engl.: review) zum Thema. Vernünftig ist natürlich, eine solche Literaturübersicht zu veröffentlichen. Dann haben auch andere etwas davon. Das war der Ausgangspunkt für die folgende Arbeit:
Kniprath E 2010: Die Wanderungen der jungen Schleiereulen Tyto alba in Europa, eine Literaturübersicht. Eulen-Rundblick 60: 56-65
c-die-wanderungen-junger-schleiereulen.pdf
Inhalt: Blieben alle jungen Schleiereulen im Bereich ihres Geburtsortes, so könnte es bei der großen, manchmal sehr großen Zahl von Nachkommen bei dieser Art dort sehr eng werden. Bisher ist nicht bewiesen, dass sie von ihren Eltern vertrieben werden. Sicher ist jedoch, dass letztere nach dem Ausfliegen die Fütterung nach nur wenigen Wochen einstellen. Wollen die Jungen ein eigenständiges Leben mit eigenem Brutplatz führen, so müssen sie auch ohne Vertreibung abwandern. Im elterlichen Wohnbereich ist einmal der Brutplatz durch diese besetzt und zum Anderen wird die Nahrung durch die Zahl der Geschwister ständig knapper. Die Abwanderung ist also schon aus diesem Grunde unfreiwillig.
Die Eulen wandern ab und haben dabei keine bestimmte Gegend als Ziel. Ihnen geht es zuerst nur darum, einen Platz zu finden, an dem es mehr Nahrung gibt, als die dort schon anwesenden Eulen brauchen. Ist diese Bedingung erfüllt, suchen sie noch nach einem brauchbaren Brutplatz. Die Abwanderung kann also auch „kreuz und quer“ verlaufen. Junge, die früher im Jahr ausfliegen, legen bis zum Wiederfund die kürzeren Entfernungen zurück. Die später ausfliegenden finden in der Nähe vielleicht weniger gut einen möglichen Brutplatz: Diese sind bereits besetzt.
Manche Jungeulen fliegen aber gleich ziemlich oder sogar sehr weit weg, jedenfalls viel weiter, als es uns nötig erscheint. Ganz selten führt eine solche Fernwanderung in eine Gegend, in der es bisher keine Schleiereulen gab. Das könnte dann doch auf eine innere Veranlagung zurückzuführen sein.
Wenn es insgesamt viele Mäuse gibt, müssen die Eulen weniger weit wandern, vorausgesetzt, es gibt genug Brutplätze. Sind also viele Eulenkästen aufgehängt worden, dann können dort in guten Mäusejahren auch viele Eulen brüten. Die Jungeulen müssen dann weniger weit wandern.
Es gibt Jahre, in denen die Jungeulen ungewöhnlich zahlreich abwandern und auch ungewöhnlich weit. Die wurden Wanderjahre genannt. Das passiert wahrscheinlich nur dann, wenn zwei Bedingungen zusammenkommen: Es gibt viele Jungeulen und noch während der Brutzeit, zumindest aber im Spätsommer oder Frühherbst immer weniger Mäuse.
Bis wohin die Jungeulen letztlich wandern, hängt zusätzlich aber auch von der Geografie ab. Sie fliegen nicht gerne über See und auch nicht ins Gebirge, jedenfalls nicht, wenn es relativ hoch ist und/oder mit Wald bedeckt. Die vielen Küsten und auch Bergländer in Europa sorgen so dafür, dass es nur wenige Richtungen gibt, in die regelmäßig mehr Eulen wandern als in andere und dann auch noch weiter kommen können. Die wichtigste dieser Richtungen ist Südwest. Das gilt nicht für die Eulen in Spanien.
Die früh geschlüpften Jungeulen können sich bei der Abwanderung etwas mehr Zeit lassen als die späteren. Es gibt ja in ihrer näheren Umgebung noch nicht so viele Eulen und daher noch genug Nahrung. Und der Winter ist auch noch weit.
Schleiereulen sind auch über Winter in unserer Region. Unklar war aber, ob es die gleichen sind, die auch über Sommer hier sind. Es könnten ja auch nördlichere sein, die hier überwintern. Und unsere könnten im Gegenzug weiter südlich überwintern. Das ist aber nicht so:
Kniprath E & Stier-Kniprath S 2009: Schleiereulen Tyto alba: Wo sind sie über Winter? Eulen-Rundblick 59: 44-45 winter.pdf
Inhalt: Aus den über 10 000 Ringfunden der Vogelwarte Helgoland ergab sich, dass Schleiereulen über Winter da blieben, wo sie im Herbst waren. Sie ziehen nicht wie Zugvögel.
Wir haben einige Winter lang unsere Nistkästen auch über Winter kontrolliert und die wenigen Eulen, die darin saßen, überprüft. Was wir fanden, waren Eulen, die im Sommer zuvor bei uns gebrütet hatten, oder solche, die es im Sommer darauf taten. Auch das belegt, dass unsere Schleiereulen über Winter hier bleiben.
Wenn wir junge Schleiereulen beringen, fällt uns manchmal auf, dass die Jungen unterschiedlich gefärbt sind. So etwas war bei erwachsenen Schleiereulen schon bekannt. Wir haben also etwas näher hingeschaut.:
Kniprath E & Stier S 2008: Schleiereule Tyto alba: Die Federkleider der Nestlinge und die Dunen der Altvögel. Eulen-Rundblick 58: 54-57
federkleider.pdf
Inhalt: Ehe die jungen Schleiereulen flügge werden, tragen sie nacheinander drei Federkleider: Sie schlüpfen mit dem so genannte Eidunenkleid aus kleinen, weißlichen Dunen. Etwa vom Tage 10-12 an sprießt aus den gleichen Federanlagen ein weiteres Dunenkleid aus größeren Dunen ohne Schaft. Diese Dunen können weiß, heller beige (meistens) oder teilweise oder ganz grau oder anthrazit sein. Danach wächst ein Federkleid, das fast völlig identisch ist mit dem ihrer Eltern. Diese haben unter den sichtbaren Federn auch noch zweierlei Dunen. Einmal solche ohne Schaft und dann auch solche (nur wenige) mit Schaft, die Halbdunen genannt werden.
Wir waren sicher, so etwas gäbe es nicht: Schleiereulen und Turmfalken brüten erfolgreich im gleichen Kasten. Die Realität hat uns überzeugt:
Kniprath E & Stier S 2008: Schleiereulen Tyto alba und Turmfalken Falco tinnunculus als Brutnachbarn. Eulen-Rundblick 58: 57-58
turmfalken.pdf
Manchmal sind kleinere Ereignisse, die für die Biologie einer Vogelart wahr- scheinlich nur wenig Bedeutung haben, einfach nur spannend für die Entdecker:
Kniprath E & Stier S 2008: Partnertausch bei der Schleiereule Tyto alba. Eulen-Rundblick 58: 58-59 ansehen 18
Anders als die meisten Eulen machen Schleiereulen oft eine zweite Brut im Jahr, vielleicht auch einmal eine dritte. Mit dieser Strategie gleichen sie die hohen Verluste schnell wieder aus, die sie in starken Schneewintern oder auch dann erleiden, wenn aus irgendwelchen Gründen die Bestände ihrer Beutetiere, hauptsächlich Feldmäuse, stark reduziert waren. Wir haben versucht, Einzelheiten aus den Daten zu extrahieren:
Kniprath E & Stier S 2008: Mehrfachbruten bei der Schleiereule Tyto alba. Eulen-Rundblick 58: 41- 54
mehrfachbruten_dt.pdf
Inhalt: Wie die Gesamtzahl der Bruten so schwankte auch die Zahl der Zweitbruten (Drittbruten wurden nicht nachgewiesen) stark zwischen den Jahren. Es gab nur vier mit einer höheren Zahl davon (1998, 2001, 2004, 2005). Die Anzahl der Zweitbruten eines Jahres war eng an die Veränderung der Gesamtbrutzahlen von Jahr zu Jahr geknüpft. Erst- und Zweitbruten unterschieden sich deutlich in der Zahl der ausgeflogenen Jungen: 5,3 gegen 3,8. Die Zweitbruten fanden meist im gleichen Dorf und nur ganz selten im gleichen Kasten statt.
Bei den Zweitbruten gibt es verschiedene Kategorien: 30 Paare machten die Zweitbrut gemeinsam. Je weitere 13 Männchen (♂) und 13 Weibchen (♀) machten die Zweitbrut mit einem neuen Partner.
Eine Schleiereulenbrut ist normalerweise nach etwa 100 Tagen abgeschlossen. Dann sind die Jungen ausgeflogen. Die Eulen beginnen eine Zweitbrut jedoch öfter schon früher, die Paare zwischen Tag 69 und 113, die ♀ mit neuem ♂ etwa ebenso. Die Bruten mit einem Abstand von unter 100 Tagen werden als geschachtelt bezeichnet. Die ♀ brüten bei der Zweitbrut wie üblich vom ersten Ei an und verlassen daher die erste Brut. Diese wird nur noch vom ♂ betreut. Da sich ♂ nicht am Brüten und Hudern beteiligen, können sie zwei Bruten gleichzeitig haben. Das ist dann Bigynie. Wir fanden davon 10 Fälle. Die ♂ investierten sowohl nach Eizahlen als auch nach der Zahl der Flüglinge gleich viel in ihre beiden Bruten. Insgesamt waren die bigynen ♂ jedoch deutlich weniger erfolgreich als die ♂, die ihre Zweitbrut mit ihrem ersten ♀ machten. Die Zweifach-Brüter begannen entgegen unserer Erwartung sogar ein wenig später mit ihrer ersten Brut als die nur einmal brütenden Paare und waren dabei nicht weniger erfolgreich. Sie investierten also ebenso viel in ihre erste Brut wie die Einmal-Brüter in diese einzige Brut. Wir vermuteten, es könne zwei unterschiedliche Lebensstrategien geben: (1) mit aller Macht brüten, so lange die Umstände günstig sind oder (2) die Kräfte für eine weitere Karriere als Brüter schonen. Für die zweite Option ist eine günstige Überlebensrate Voraussetzung. Überraschenderweise erreichten die Zweifach-Brüter die folgende Brutsaison jedoch mit weit höherer Wahrscheinlichkeit als einmal brütende Individuen (23,5% gegen 13,2%). Es sieht also so aus, dass es Vögel mit höherer Qualität gibt, die möglichst eine Zweitbrut machen und dann auch noch länger leben.
Bei der vorigen Arbeit hatte sich herausgestellt, dass auch die Schleiereulen auf den Klimawandel reagieren. Wir haben das Thema auf breiterer Basis untersucht:
Kniprath E, WUNTKE B, SEELER H & ALTMÜLLER R 2008: Verfrühung des Legebeginns bei der Schleiereule Tyto alba. Vogelwarte 46: 1 - 2
legebeginn_dt.pdf
Inhalt: Auch wenn der durchschnittliche Legebeginn bei den Bruten der Schleiereulen von Jahr zu Jahr sehr stark schwankt, so gab es in den untersuchten vier Populationen doch einen langjährigen Trend: In drei Gebieten in Niedersachsen und in einem weiteren in Ostdeutschland wurde der Legebeginn in den letzten Jahren pro Jahr durchschnittlich um 0,47 – 0,87 Tage vorverlegt. Der höhere Wert gilt für die westlicheren Populationen.
Die bisher umfangreichste Arbeit basiert auf der Feldarbeit eines Kollegen. Der hatte 20 Jahre lang Schleiereulen beringt. Dann allerdings warer zeitlich so eingespannt, dass er nicht dazu kam, die Auswertung der Daten selbst zu machen. Das hatte er freundlicherweise mir anvertraut:
Kniprath E 2007: Schleiereule Tyto alba: Dynamik und Bruterfolg einer niedersächsischen Population. Eulen-Rundblick 57: 17 – 39
dynamik_dt.pdf
Inhalt: Die Schleiereulen in der Region östlich von Celle wurden in den Jahren 1972 bis 1992 von R. Altmüller und H. Könecke fast vollständig beringt. Diese enorme Arbeit hat uns einige neue Erkenntnisse über das Leben der Schleiereulen gebracht. So ist jetzt belegt, dass sie einige Brutkästen gar nicht mochten, andere dagegen bevorzugten. Das zeigten sie, wenn sie in der Region umzogen, aber auch wenn sie von außerhalb zuzogen. In den beliebteren Kästen blieben sie im Durchschnitt auch länger.
In guten Jahren war das Durchschnittsalter der Brüter niedriger als in schlechten. Das bedeutet übersetzt, in guten Jahren kamen mehr Jährlinge „zum Einsatz“, entweder weil es dann relativ mehr davon gab oder weil alle vorhandenen auch brüteten oder beides. In diesen Jahren begannen die Bruten später. Es stellte sich auch heraus, dass der Klimawandel auch auf die Schleiereulen wirkt. Sie haben in der Zeit im Mittel den Legebeginn um 0,87 Tage je Jahr vorverlegt.
Zumindest bei den Jährlingen gab es eine Bevorzugung gleichaltriger Partner. Wegen der grundsätzlichen Partnertreue blieb dieser erhöhte Anteil von Paaren mit gleichaltrigen Partnern auch in späteren Jahren erhalten. Jährlinge brüteten mindestens so erfolgreich wie ältere Brüter. Dieser Erfolg beruhte auf deren besonders hoher Legeleistung. Hierbei war der Einfluss der ♂ größer als der der ♀. Die Erfolgreichsten in der Zeit des Brütens und des Huderns waren mit Abstand die mittelalten Brüter.
Es könnte zwei verschiedene Lebensstrategien geben: 1. Alles auf eine Karte setzen, nämlich das voraussichtlich einzige Brutjahr, oder 2. auf eine mehrjährige Karriere als Brüter zu hoffen.
In Form einer schematischen Lebenstafel werden die Veränderungen in der Zusammensetzung der Brutpopulation gezeigt.
Farbmerkmale können bei Tieren stark variieren und lassen manchmal Schlüsse auf Vorgänge innerhalb einer Art zu:
Kniprath E & Stier S 2006: Zur Unterseitenfärbung einer Population der Schleiereule Tyto alba „guttata“ in Südniedersachsen. Vogelwarte 44: 233 – 234
faerbung_dt.pdf
Inhalt: Die westlichsten Schleiereulen in Europa (Spanien, Westfrankreich, England) haben einen weißen Bauch fast ohne Flecken, die östlichen (Polen bis Rumänien) einen sehr dunklen mit vielen Flecken. Unsere liegen dazwischen: Es kommen alle Varianten vor. Das ist offensichtlich das Ergebnis der Vermischung von zweierlei Formen nach der Eiszeit. Mitteleuropa wurde für Schleiereulen erst wieder bewohnbar, als das Eis verschwunden war.
Um Heirat zwischen Verwandten geht es in:
Kniprath E 2005: Mutter-Sohn-Inzest bei der Schleiereule, Tyto alba guttata. Eulen-Rundblick 53/54: 38 – 39
inzest_dt.pdf
Inhalt: In der Biologie wird es kontrovers diskutiert, ob die Heirat zwischen Verwandten schädlich ist und vermieden werden sollte. Da ist zuerst bei möglichst vielen Arten zu klären, wie oft das vorkommt, und ob es irgendwelche Folgen bei den Nachkommen hat.
Mit den Scheidungszweitbruten befasst sich eine weitere Arbeit:
Kniprath E & Seeler H 2005: Schleiereule Tyto alba: Brutaufgabe oder Fitnessstrategie? Eulen-Rundblick 53/54: 35 – 37
brutaufgabe_dt.pdf
Inhalt: Hier geht es darum, dass ich diese Scheidungszweitbruten anders als frühere Autoren nicht in erster Linie unter dem Aspekt sehe, dass die Weibchen ihre erste Brut verlassen, sondern darunter, dass sie so in kürzerer Zeit einen höheren Bruterfolg haben. Sie verlassen diese Brut schon einige Wochen bevor die Jungen flügge sind. Das Männchen der ersten Brut zieht diese meist problemlos alleine auf.
Nicht nur die Partnertreue generell ist interessant, sondern auch, wie sich einzelne Eulen verhalten:
Kniprath E & Stier S 2004: Lebensdaten einer Schleiereule, Tyto alba. Eulen-Rundblick 51/52: 42 – 43
lebensdaten_dt.pdf
Seeler H & Kniprath E 2005: Schleiereule Tyto alba: Extreme Scheidungshäufigkeit bei einem Weibchen. Vogelwarte 43: 199 – 200
scheidung_dt.pdf
Inhalt: Für zwei Eulen kennen wir die gesamte Lebensgeschichte. Dazu gehört auch eine große Anzahl bekannter Nachkommen. Die beiden Weibchen stellen im Partnerschaftsverhalten Extreme dar: Die erste war konsequent partnertreu, die andere wechselte den Partner nach jeder Brut.
Wenn es so lange dauert, bis man ein gutes Ergebnis hat, dann könnte es doch sein, dass solch ein Ergebnis früher erreicht wird, wenn zwei oder drei Leute ihre Ergebnisse zusammenlegen. Genau das sollte das Ziel einer Aktion im Jahre 2001 sein, bei der sich die Beringer von Schleiereulen im Bereich der Vogelwarte Helgoland zu einer Arbeitgruppe zusammentaten. Die Gruppe „TYTOHelgoland“ trifft sich seither jährlich und tauscht Erfahrungen und auch Daten aus. Ergebnisse von gleich drei Mitgliedern der Gruppe „TYTOHelgoland“ sind hier zusammengefasst:
Kniprath E, Seeler H & Altmüller R 2004: Partnerschaften bei der Schleiereule, Tyto alba. Eulen-Rundblick 51/52: 18 – 23
partnerschaften_dt.pdf
Inhalt: Das Thema war ja schon bei der ersten meiner Veröffentlichungen aufgetaucht. Jetzt ging es aber nicht mehr um theoretische Vorüberlegungen, sondern um konkrete Daten. Mit denen wurde bestätigt, dass Dauerehe bei den Schleiereulen als der Normalzustand bezeichnet werden kann. Aber es gibt auch – selten – richtige Scheidungen. Das lässt sich dann nachweisen, wenn ein Partner eines Paares eine neue Verbindung eingeht, während der erste Partner noch lebt. Doch es wurde auch Bigynie – ein Männchen, zwei Weibchen – nachgewiesen. Biandrie – ein Weibchen, zwei Männchen nebeneinander – ist bisher wohl nicht nachgewiesen. Veröffentlicht wurde aber eine andere Konstellation: Ein Weibchen mit zwei Männchen nacheinander in einer Brutsaison. Das aber bezeichne ich aus grundsätzlichen Überlegungen nicht als Biandrie sondern die zweite Brut ist dann eine Scheidungszweitbrut. Das Weibchen ist nie an zwei Bruten gleichzeitig beteiligt. Gefunden haben wir auch eine Helferin. Ein Weibchen, das seine eigene Brut beendet hatte, beteiligte sich an der Fütterung einer anderen Brut, ohne dass die beteiligten Eulen nach unserer Kenntnis verwandt waren.
Ein Abstecher in das Verhältnis zwischen Schleiereulen und einer Greifvogelart ist die Arbeit:
Kniprath E & Stier S 2003: Nistplatzkonkurrenz zwischen Schleiereule (Tyto alba) und Turmfalke (Falco tinnunculus) - Ein Produkt des Vogelschutzes? Eulen-Rundblick 51/52: 15 – 17 nistplatzkonkurrenz_dt.pdf
Inhalt: Schleiereulen und Turmfalken streiten sich oft heftig um die Brutkästen. Ehe es diese gab, waren solche Auseinandersetzungen wahrscheinlich sehr selten, da beide Arten natürlicherweise etwas unterschiedliche Brutplätze nutzen. Das Aufeinandertreffen hat oft böse Folgen für eine der beiden Bruten, manchmal auch für beide. Meist gewinnen die Schleiereulen die Auseinandersetzung. Es kam aber auch schon einmal vor, dass Turmfalken eine junge Eule aufgezogen haben.
Manchmal ist aber auch eine bestimmte Einzelbeobachtung von Interesse, wenn sie vorher niemand gemacht hatte, oder wenn eine frühere Beobachtung bestätigt oder eingeschränkt werden kann:
Kniprath, E. 1999: Regenbadende Schleiereule.“ Eulen-Rundblick“ 48/49: 49
regenbaden.pdf
Erreicht man bei den Altvögeln Fangzahlen von 80% oder mehr, dann kann man manchmal schon nach wenigen Jahren zu einer ganz bestimmten Frage ein Ergebnis haben. Um solch eine Frage geht es in der Arbeit:
Kniprath E 1999: Zum Zeitpunkt der Brutreife mitteleuropäischer Schleiereulen (Tyto alba guttata). Vogelwarte 40: 145-146
brutrneu-2-1.pdf
Inhalt: Vorher hieß es: „Bei der Schleiereule brüten die Weibchen schon, wenn sie gerade mal ein Jahr alt sind. Bei den Männchen ist das zweifelhaft.“ In dieser Arbeit kann ich auf Grund unserer hohen Fangzahlen bei den Altvögeln zeigen, dass genau so viele Männchen wie Weibchen schon als Einjährige brüten.
Einschub: Ach ja, im Titel der Arbeit unten steht nach dem Wort Schleiereule noch: (Tyto alba guttata). Dazu muss man wissen, dass alle Tiere und Pflanzen einen internationalen (lateinischen) Namen haben. Den können alle Biologen verstehen, egal in welcher Sprache die ganze Arbeit geschrieben ist. „Tyto“ bedeutet, dass von der Schleiereule die Rede ist, „alba“ (wörtlich die weiße) sagt, dass es sich um europäische Schleiereulen handelt, die unterseits meist ziemlich hell sind, und „guttata“, dass es sich um die Schleiereulen mit dunklerer und gefleckter Unterseite in Mittel- und Osteuropa handelt. Und damit man diesen wissenschaftlichen Namen in einer Überschrift schnell findet, muss er schräg (kursiv) gedruckt sein. Einschub Ende
Man kann die im Vorspann angesprochenen aktiven Wartejahre aber auch noch anders nutzen: Man denkt bei einer bestimmten Frage darüber nach, was man mit den vorgesehenen Arbeitsmethoden überhaupt herausfinden kann. Um solch einen Versuch handelte es sich bei der Arbeit:
Kniprath E 1999: Überlegungen zur Partnertreue bei der Schleiereule (Tyto alba guttata). Eulen-Rundblick 48/49: 28-30
partnertreue.pdf
Inhalt: Darin wird errechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit man ein Schleiereulenpaar bei 100%iger Partnertreue in einem weiteren Jahr noch als Paar antrifft. In diese Rechnung geht natürlich ein, dass erwachsene Schleiereulen von Jahr zu Jahr Verluste von durchschnittlich etwa 40% erleiden. Das Ergebnis: Von 50 Paaren kann man statistisch nach einem Jahr noch 11 und nach 2 Jahren noch 3 finden. Und dazu ist es zwingend notwendig, in jedem Jahr alle Altvögel zu fangen. Sonst gehen die Zahlen noch erheblich schneller abwärts. Wenn also bei einer Untersuchung nicht einmal alle Weibchen und nur wenige Männchen kontrolliert werden, ist es fast unmöglich, treue Paare zu entdecken. Dann entstehen Aussagen wie die, dass Schleiereulen sehr häufig die Partner wechseln.